Violinsonate Nr. 9 A-Dur, op. 47 «Kreutzersonate»

Patricia Kopatchinskaja, Violine
Joonas Ahonen, Klavier

Anton Webern (1883-1945)
4 Stücke für Violine und Klavier op. 7

Ludwig van Beethoven (1770-1827)
Violinsonate Nr. 9 A-Dur, op. 47 «Kreutzersonate»
Adagio sostenuto – Presto
Andante con Variazioni
Presto

John Cage (1912-1992)
Nocturne for Violin and Piano

Live aufgezeichnet am 15. August 2020 in der Kirche Saanen

Das Repertoire der Geigerin Patricia Kopatchinskaja reicht von Barock und Klassik, oft gespielt auf Darmsaiten, bis hin zu neuen Auftragsarbeiten und Neuinterpretationen moderner Meisterwerke. Zu den Höhepunkten der letzten Spielzeiten gehörten Residenzen im Konzerthaus Berlin, beim Lucerne Festival, in der Londoner Wigmore Hall und beim Kissinger Sommer. Kammermusik ist für Patricia Kopatchinskaja von immenser Bedeutung. Regelmässig tritt sie mit den Pianisten Markus Hinterhäuser, Polina Leschenko und Anthony Romaniuk auf oder mit der Cellistin Sol Gabetta. Patricia Kopatchinskaja hat über 20 CDs aufgenommen mit Partnern wie Fazil Say, Polina Leschenko, Philippe Herreweghe, Gidon Kremer, Peter Eötvös, Teodor Currentzis und Heinz Holliger. Ihre Aufnahmen gewannen neben anderen Auszeichnungen eine Grammy-Nomination und einen Grammy-Award.

Die Bandbreite im künstlerischen Schaffen des finnischen Pianisten Joonas Ahonen reicht von der Interpretation der Werke Beethovens auf historischen Instrumenten bis zu Uraufführungen zeitgenössischer Musik. Ahonen wurde 2011 Mitglied des Klangforum Wien, wenige Jahre nach Abschluss seiner Ausbildung an der Sibelius Akademie. Seine Aufnahmen von Ligetis Klavierkonzert mit dem BIT20-Ensemble und Ives‘ Concordsonate bei BIS Records wurden von der Kritik begeistert aufgenommen. Jüngst war er mit dem Helsinki Philharmonic Orchestra, dem Finnish Radio Symphony Orchestra und dem BBC Symphony Orchestra zu hören und ging im Rahmen von Anne Teresa De Keersmaekers Produktion Achterland mit einer Auswahl von Ligeti-Studien auf Tournee.

Beethoven betitelte die meisten der zehn Sonaten, die er der Violine gewidmet hat, mit «Sonaten für Klavier und Violinbegleitung». Eine Bezeichnung, die täuscht: Die Violine spielt darin mitnichten eine untergeordnete Rolle als Begleitinstrument. Wie Mozart vor ihm, ist Beethoven schon bei den drei Sonaten Op. 12 darum bemüht, das Instrument zu emanzipieren, um aus ihm einen eigenständigen Partner im musikalischen Dialog mit dem Klavier zu machen. Diese «Aufteilung der Aufgaben» kommt besonders in den langsamen Sätzen dieses ersten Zyklus zum Ausdruck, wo die Violine nicht nur gewisse Themen, sondern abwechselnd mit dem Klavier auch Begleitmotive übernimmt. Beethoven spielte übrigens selbst Violine, und zwar gut genug, um in Bonn am Hof zeitweise als Bratschist beschäftigt zu werden. Er nahm in Wien auch ein paar Stunden bei seinem Freund Wenzel Krumpholz und wagte sich sogar daran, die eigenen Sonaten auf der Violine zu interpretieren – mit mässigem Erfolg allerdings, wie folgender Kommentar von Ferdinand Ries, der sonst ein grosser Bewunderer des Komponisten war, beweist: «Es war aber wirklich eine schreckliche Musik; denn in seinem begeisterten Eifer hörte er nicht, wenn er eine Passage falsch in der Applicatur einsetzte!»

Vor der monumentalen «Kreutzersonate» von 1803 und nach den Op. 23 und 24 entstehen drei weitere Violinsonaten, in denen der Komponist die schon in den ersten Takten der Ersten Sonate begonnene Erneuerung der musikalischen Sprache fortsetzt: die drei Sonaten Op. 30, die von Anfang an als ein Ganzes konzipiert waren und eine Antwort auf die immer zahlreicheren Anfragen der Verleger darstellten, insbesondere im Bereich der Kammermusik. Möglicherweise stammt die ursprüngliche Idee, neue Sonaten für Klavier «mit Violinbegleitung» zu schreiben, vom grossen Leipziger Verleger Breitkopf und Härtels. Doch als Beethoven ihm Ende April 1802 mitteilt, er habe drei Sonaten fertig gestellt, schlägt er das Angebot aus, da er es für zu teuer hält. Beethoven veröffentlicht das Opus 30 dann in Wien und versieht es mit einer Widmung an den Zaren Alexander I.

Patricia Kopatchinskaja

Künstlerbeschreibung

Wer immer daran zweifelt, dass musikalische Interpretation spontan und unvorhersehbar sein kann, soll zu einem Konzert von Patricia Kopatchinskaja kommen! Die moldawische Violinistin sprüht vor Vitalität; die sie von der Spitze ihres Geigenbogens bis zu ihren nackten Füssen – sie tritt meist barfuss auf – erfüllt! Kein Wunder also, dass sie den Dialog zwischen der Musik der Vergangenheit und der Musik der Zukunft pflegt, dass sie bei den zeitgenössischen Komponisten Begeisterung hervorruft – diese können sich keine glühendere Botschafterin vorstellen.
Bei vielen Gelegenheiten hat das Gstaad Menuhin Festival – ebenso wie ihre Freundin und musikalische Partnerin Sol Gabetta – von ihrer Begeisterung profitiert. Sie hat hier, in Gstaad, Schöpfungen von de Jorge Sánchez Chiong, Mark Anthony Turnage, Pēteris Vasks und Francisco Coll vorgestellt.

 

Corelli in Moldawien

Alle (oder fast alle) Künstler habe ihre Webseite – den unvermeidlichen Spiegel der modernen Zeit. Aber nur wenige zeigen mehr als farbloses Marketing. Die Webseite von Patricia Kopatchinskaja ist eine dieser wenigen. Man findet hier Texte, die sie selbst geschrieben hat, in denen sie die Werke ihres Repertoires reflektiert, ebenso wie sehr persönliche Gedanken über die verschiedensten Themen (Warum ist man ein Musiker? Mit Terre des hommes in Moldova…)

Patricia Kopachinskaja, stammt aus Moldawien und ist sehr mit dem Land ihrer Vorfahren verbunden. Sie zeigt ein besonderes Interesse am Dialog zwischen den Kulturen:
Moldawien? «Durch seinen Zugang zum Schwarzen Meer unterhält das Land seit römischer Zeit enge kulturelle Beziehungen zu allen Mittelmeerregionen. Man kann sich vorstellen, dass die grossen italienischen Violinisten der Barockzeit (Corelli, Tartini) so gespielt haben könnten, wie heute die Geiger in den moldawischen Dörfern spielen, mit diesem aussergewöhnlichen Gefühl für Rhythmus, für Harmonie. Sie sind sehr empfänglich für die Einflüsse von aussen, vor allem für die aus der arabischen Welt.»
Patricia Kopachinskaja: Eine ganze Welt in einer Violine.

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Kommentare zu “Patricia Kopatchinskaja & Joonas Ahonen spielen Beethoven – Teil 2

Liebe Patricia Kopatchinskaja ,
was für eine Interpreation. Ich kenne zwar jeden Ton der Kreuzersonate, aber ich war jede Sekunde gespannt,wie Sie die nächste Phrase interpretieren werden.
Ich denke, Beethoven hätte selber einen diebische Spass an seiner Musik gehabt.

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