Das letzte Werk Mozarts

Paul McCreesh, Leitung
Gabrieli Consort & Players (London)

 

WOLFGANG AMADEUS MOZART: Requiem d-Moll KV 626

 

Aufgezeichnet am 16 Juli 2016 in der Kirche Saanen

Menuhin Gedenkkonzert – Mozart Requiem

Dem britischen Dirigenten Paul McCreesh und dem von ihm gegründeten Ensemble Gabrieli Consort & Players zuzuhören, ist immer ein ausserordentliches Erlebnis.

Aber die beiden Konzerte, die sie am am 15. und 16. Juli 2016 in der Kirche von Saanen zur Eröffnung des 60. Gstaad-Menuhin-Festivals gaben, hatten noch eine zusätzliche Dimension: die der Erinnerung, der Erinnerung an die beiden legendären Abende vom Anfang des Juli 1957, die den Anfang eines grossen musikalischen Abenteuers bedeuteten: Damals trafen vier grosse Musikerpersönlichkeiten aufeinander: Maurice Gendron, Cello, Benjamin Britten, Klavier und Cembalo, der Tenor Peter Pears, und natürlich Yehudi Menuhin, der spiritus rector des neuen Festivals.

Am 15. Juli 2016 führten Paul McCreesh und die Gabrieli Choir, Consort & Players Mozarts Requiem auf – im Beisein von mehreren Mitgliedern der Familie Menuhin.

Legendenbildung…

Was wurde nicht über Mozarts Requiem gesagt, geschrieben, vermutet, gedacht, erfunden? Eines ist sicher: Der anonyme Auftraggeber des Werkes war kein Abgesandter des Jenseits (wie behauptet wurde, dass Mozart geglaubt habe), sondern Graf Walsegg, der beabsichtigte, das Werk als seine eigene Komposition auszugeben. Mozart, der erkrankt war, schaffte es nur noch, die beiden ersten Sätze zu verfassen. Nach seinem Tod nahm seine Witwe, Constanze, die Sache in die Hand. Sie organisierte die Fertigstellung des Werkes, das schliesslich von einem Schüler Mozarts, Franz-Xaver Süssmayr, vollendet wurde. Trotz zahlreicher Forschungen ist es auch heute noch schwierig, festzulegen, wie sehr Mozart, als er spürte, dass er sterben werde, seinen Schüler auf diese schwierige Aufgabe vorbereitet hat. Constanze entdeckte erst 1799 die Identität des geheimnisvollen Auftraggebers (Mozart starb 1791); sie bestritt aber noch weiter jede Mitarbeit einer Zweit- oder Drittperson an dem grossen Werk, um so ihren verstorbenen Mann mit einem christlichen Heiligenschein zu versehen.

Die hier von Paul McCreesh dirigierte Version ist die von Robert D. Levin aus dem Jahre 1995. Es handelt sich um eine neue Gesamtausgabe, die insbesondere Ungeschicklichkeiten in Süssmayrs Instrumentierung korrigiert.

Paul McCreesh

Künstlerbeschreibung

Paul McCreesh verkörpert mit den Gabrieli Consort & Players beste „authentische“ Interpretation alter Musik. Und doch: Während eines Gesprächs, als er sich im Zusammenhang von der Aufführung von Haydns Jahreszeiten in der Kirche von Saanen in Gstaad befand, gestand er uns, dass er sich nur zum Teil mit einer solchen „Etikettierung“ identifizieren könne. «Um ehrlich zu sein, ich habe mich nie als Spezialisten für eine bestimmte Musikrichtung gesehen.» McCreesh verglich sich mit einem freien Elektron, das, ohne sich festhalten zu lassen, sich von einem Stil zum andern bewegt. «Einige Kritiker werden sagen, dass das professioneller Selbstmord sei. Ich stehe jedoch voll hinter dieser instinktiven Beziehung zur Musik – Liebe ist da wichtiger als der Intellekt – und überlasse gern den anderen die grossen musikologischen Dissertationen. Für mich gibt es nur zwei Arten von Musik: gute und schlechte.»

Mehr als ein Dirigent: Einer, der Musik neu erschafft

Wenn Sie also Paul McCreeshs Diskographie (hauptsächlich unter dem Label Deutsche Grammophon) durchgehen und seinen vielen Konzerten auf der ganzen Welt folgen, gibt es sehr wenig … „schlechte Musik“! Man erinnert sich an seine Konzerte am Gstaad Menuhin Festival: Das Requiem von Mozart, 2016, der Messias von Händel, 2017, die Jahreszeiten von Haydn, 2018 – alles Höhepunkte. Jedes Mal mit dieser persönlichen Note, die eine einfache Interpretation in ein einmaliges Meisterwerk verwandelt. Wie die Aufführung von Haydns Jahreszeiten, wo er sich in einen wahrhaften Neu-Schöpfer verwandelte, um das Werk in der englischen Übersetzung «singbar» zu machen (ursprünglich war der Text sehr linkisch von Haydns Librettisten Baron van Swieten ins Englische übersetzt worden). «Während der Komponist vom Text ausgeht, um seine Musik zu schreiben, musste ich den umgekehrten Weg gehen, indem ich die Melodie als Ausgangspunkt nahm, um die richtigen Worte zu finden. Mein Ziel bei dieser fordernden Aufgabe war es immer, dass die Sänger beim Singen Freude empfinden.»

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