Patricia Kopatchinskaja, Anthony Romaniuk und Laurence Dreyfus

 

Patricia Kopatchinskaja, Violine

Anthony Romaniuk, Cembalo

Laurence Dreyfus, Viola da Gamba

 

Guillaume de Machaut (ca. 1300-1377)
Ballade Nr. 1, Nr. 4, Nr. 9

Alleluia aus dem Winchester Tropar (11 Jh.)

György Ligeti (1923-2006)
Hungarian Rock für Cembalo solo

John Cage (1912-1992)
Melody Nr. 4

Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788)
Presto in c-Moll Wq 114

Live aufgezeichnet am 18. August 2016 in der Kirche Lauenen

Ende 2015 versammelt Patricia Kopatchinskaja auf ihrem Album «Take Two» Duette aus 1000 Jahren Musikgeschichte. So reichen die Stücke auf diesem zum Konzert gleichnamigen Album von den ältesten notierten zweistimmigen Gesängen aus dem Winchester Tropar von Guillaume de Machaut bis zum singend und tanzend zu gestaltenden Virtuosenstück Das kleine Irgendwas von Heinz Holliger – es ist gleichermassen Mammutprojekt und Horizonterweiterung, was Patricia Kopatchinskaja sich mit ihrem Konzept selbst, aber auch ihrem Publikum an die Hand gibt.

Musikerfreunde Dreyfus & Romaniuk kommen ins Spiel

Als eine der Ikonen des Gstaad Menuhin Festival hat Patricia Kopatchinskaja während ihrer zahlreichen Auftritte in den vergangenen Jahren auf eindrückliche Art gezeigt, dass ihr jeder Programmpunkt, mag er noch so unmöglich anmuten, gelingt – und noch viel wichtiger: Der Spross einer moldawischen Musikerfamilie lässt in dieser Live-Aufzeichnung alte und neue Musik in ihrer harmonischen Verbindung zu einem echten Erlebnis werden. Ihre Vielseitigkeit stellt sie immer wieder mit verschiedenen Partnern unter Beweis, hier mit dem britischen Gambisten Laurence Dreyfus und dem Australier Anthony Romaniuk am Cembalo – meist als Duo, doch finden sich auch überraschende Stücke in Trio-Besetzung auf dem Programm.

Herzerfrischende Bilder in Musik gesetzt

Die extreme Spannweite an musikalischen Punkten beginnt mit einer Jazzetüde von Bohuslav Martinů, die mit ihrem folkloristischen Gestus einen expressiven, energiegeladenen Auftakt möglich macht – besonders spannend hierbei: Anthony Romaniuk, der den eigentlichen Klavier-Part am Cembalo übernimmt. Eine einzigartige Stellung im Programm nimmt auch Das kleine Irgendwas von Heinz Holliger ein. Das erst 2014 uraufgeführte Stück für Sopran und Violine (besser gesagt, für singende und rezitierende Violine) beruht auf einer humorvoll-surrealistischen Erzählung der Tochter von Patricia Kopatchinskaja, die Holliger meisterhaft vertont hat. Meisterhaft und auch höchst komplex: Einfach ist das gleichzeitige Hantieren von Spielen, Singen und Rezitieren, gepaart mit «neuen» Spieltechniken wahrlich nicht.

Mit unglaublicher Genauigkeit und grossem Enthusiasmus spannt Patricia Kopatchinskaja hier gemeinsam mit Anthony Romaniuk und Laurence Dreyfus ständig den grossen Bogen von der Musik des Mittelalters bis in die Moderne. Gemeinsam beweisen sie, dass klug nebeneinander gesetzte Duette und Trios 1000 Jahre Musikgeschichte plötzlich sehr greifbar machen.

Patricia Kopatchinskaja

Künstlerbeschreibung

Wer immer daran zweifelt, dass musikalische Interpretation spontan und unvorhersehbar sein kann, soll zu einem Konzert von Patricia Kopatchinskaja kommen! Die moldawische Violinistin sprüht vor Vitalität; die sie von der Spitze ihres Geigenbogens bis zu ihren nackten Füssen – sie tritt meist barfuss auf – erfüllt! Kein Wunder also, dass sie den Dialog zwischen der Musik der Vergangenheit und der Musik der Zukunft pflegt, dass sie bei den zeitgenössischen Komponisten Begeisterung hervorruft – diese können sich keine glühendere Botschafterin vorstellen.
Bei vielen Gelegenheiten hat das Gstaad Menuhin Festival – ebenso wie ihre Freundin und musikalische Partnerin Sol Gabetta – von ihrer Begeisterung profitiert. Sie hat hier, in Gstaad, Schöpfungen von de Jorge Sánchez Chiong, Mark Anthony Turnage, Pēteris Vasks und Francisco Coll vorgestellt.

 

Corelli in Moldawien

Alle (oder fast alle) Künstler habe ihre Webseite – den unvermeidlichen Spiegel der modernen Zeit. Aber nur wenige zeigen mehr als farbloses Marketing. Die Webseite von Patricia Kopatchinskaja ist eine dieser wenigen. Man findet hier Texte, die sie selbst geschrieben hat, in denen sie die Werke ihres Repertoires reflektiert, ebenso wie sehr persönliche Gedanken über die verschiedensten Themen (Warum ist man ein Musiker? Mit Terre des hommes in Moldova…)

Patricia Kopachinskaja, stammt aus Moldawien und ist sehr mit dem Land ihrer Vorfahren verbunden. Sie zeigt ein besonderes Interesse am Dialog zwischen den Kulturen:
Moldawien? «Durch seinen Zugang zum Schwarzen Meer unterhält das Land seit römischer Zeit enge kulturelle Beziehungen zu allen Mittelmeerregionen. Man kann sich vorstellen, dass die grossen italienischen Violinisten der Barockzeit (Corelli, Tartini) so gespielt haben könnten, wie heute die Geiger in den moldawischen Dörfern spielen, mit diesem aussergewöhnlichen Gefühl für Rhythmus, für Harmonie. Sie sind sehr empfänglich für die Einflüsse von aussen, vor allem für die aus der arabischen Welt.»
Patricia Kopachinskaja: Eine ganze Welt in einer Violine.

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Kommentare zu “Take Two – Ligeti und Holliger treffen auf Gibbons und Locke – Teil 2

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